Solange die in der Kommunikation enthaltenen Beziehungsbotschaften von beiden Seiten als neutral oder positiv erlebt werden gibt es keinen Konflikt. Sobald jedoch einer glaubt, dass sich der andere nicht für seine Bedürfnisse interessiert und nur seine eigenen Interessen verfolgt, kommt es zu einer Störung auf der Beziehungsebene, da er wichtige Werte verletzt sieht. Durch bestimmte Verhaltensweisen anderer, welche die eigenen Bedürfnisse beeinträchtigen, entstehen negative Gefühle wie Irritation, Ärger, Frustration. 

Oft werden diese Emotionen jedoch unterdrückt und es wird versucht, rationale Begründungen und Argumente auf der Sachebene zu finden anstatt den Ärger oder die Kränkung, also die Gefühle direkt anzusprechen und als Wunsch zu formulieren.

Die Ursache eines Konfliktes wird in der Regel beim anderen gesehen. Wir erleben uns als Reagierende und übersehen unseren eigenen Anteil am Konflikt. Von außen betrachtet sieht man, dass der Konflikt ein zirkulärer Prozess ist, das Verhalten beider Seiten beeinflusst sich wechselseitig. 

Indem man die Schuld an der Problematik dem jeweils anderen zuweist, muss man sich selbst nicht in Frage stellen, dies ist der eigene Anteil am Konflikt.

Unsere Aufmerksamkeit wird selektiv, wir blenden manche Dinge aus, das negative Verhalten des anderen wird umso klarer gesehen. Die Ursache aller Probleme findet sich beim Gegenüber. Dies liegt an der verzerrten Wahrnehmung, die sich in Konfliktsituationen einstellt.

Die Begegnung zwischen Menschen ist jedoch stets eine Begegnung unterschiedlicher Weltbilder und Perspektiven und setzt systemische Energie frei. Diese Energie kann positiv als kreative Spannung wahrgenommen werden oder zu Konflikten führen, deren Sinn darin besteht, Unterschiede zu verdeutlichen und fruchtbar zu machen. 

Konflikte sind somit stets Zeichen der Notwendigkeit zur Veränderung einer bestehenden Situation und damit ein wichtiger Indikator für Weiterentwicklung. 

Um gemeinsames Lernen zu fördern ist es notwendig, Konflikten nicht aus dem Weg zu gehen und Auseinandersetzungen zu meiden, sondern die Kommunikation und somit die Beziehung auf eine neue Ebene zu bringen.

3 Arten von Konflikten und wie man sie vermeiden kann:

 

1. Konflikte auf der Sachebene

Häufige Ursache von Konflikten sind Missverständnisse. Die „Verständnisillusion“, die Annahme, der Andere müsste die gleichen Informationen haben, macht diese Ebene zu einer nicht versiegenden Quelle für Beziehungskonflikte.

(„Warum versteht mich der Andere nicht?“)

WAS TUN?

Unterschiedliche Auffassungen sind nicht unbedingt negativ, sie können sogar bereichernd sein, wenn man das Modell der Welt des anderen kennenlernt und dann entscheidet, ob man es mit dem eigenen in Einklang bringen kann.

Dies gelingt durch Abgleich und Austausch von Informationen.

Dazu ist es nötig, zu Präzisieren: „Was verstehst Du unter…“ ; „Wie genau meint Du das?“

Ebenso wichtig ist das Aktives Zuhören; „Habe ich Dich richtig verstanden?“ ; „Du möchtest damit sagen…?“

Dadurch kommt es zu einem tiefergehenden Vertändnis auf der Sachebene und Missverständnisse können bereits im Vorfeld aus dem Weg geräumt werden.

2. Konflikte auf der Werteebene

Viele Konflikte entstehen auf der Werteebene. Sie sind als Interessen- oder Bedürfniskonflikte bekannt. Wertekonflikte entstehen durch unterschiedliche Bedeutung und Wichtigkeit bestimmter Dinge. Sie entstehen aus den Unterschieden individueller Wertmaßstäbe, die sich nicht oder nur zum Teil verändern lassen.

Respekt vor der Person beginnt mit der Akzeptanz seiner Werte und äußert sich in 

Wertschätzung.

Wenn Werte nicht hinreichend zum Ausdruck gebracht werden, kann der Andere die Wichtigkeit nicht erkennen und es kann zu Konflikten kommen, weil man glaubt, der Andere ignoriert die eigenen Bedürfnisse.

WAS TUN?

Um Kompromisse zu vermeiden, wird solange die Bedeutung und Wichtigkeit des Interesses nachgefragt, bis das tiefere Bedürfnis erkannt wird und unerfüllte Interessen oder Werte zum Ausdruck kommen.

Akzeptanz muss bewusst und unbewusst erfolgen und es kann versucht werden, den Wert des Anderen mit dem eigenen Wertesystem in Einklang zu bringen oder zumindest zu verstehen und zu akzeptieren.

Es entsteht Kongruenz und Verbindlichkeit, wenn bei allen Beteiligten bewusst und unbewusst Akzeptanz erreicht wird.

  

3. Konflikte auf der Beziehungsebene

Die meisten Konflikte finden auf der Beziehungseben statt. Man kennt sie als immer wiederkehrende Konfliktschleifen, die nicht selten zu Trennungen führen, denn Beziehungskonflikte sind mit Verletzungen auf der persönlichen Ebene verbunden. Ihr häufig stark emotionaler Charakter verhindert vielfach eine sachliche Kommunikation. 

Menschen sind grundsätzlich voller positiver Absichten. Ihr Verhalten führt jedoch zu nicht bedachten, übersehenen oder manchmal in Kauf genommenen Wirkungen bei anderen. Manchmal wird etwas als drohender Angriff empfunden, weil unbewusst verbale oder nonverbale Signale des Anderen interpretiert werden.

Das Gehirn schaltet auf ein Überlebensnotprogramm und reagiert mit einem Flucht- oder Angriff-Muster. Es kommt zu unbewussten Reaktionen und man ist nicht mehr fähig, die Vernunft einzusetzen.

WAS TUN?

Wichtig ist es, zwischen dem eingehenden Reiz und der eigenen Reaktion zu überprüfen, ob es sich tatsächlich um einen Angriff handelt.

Zwischen Reiz und Reaktion muss eine Phase der Überprüfung eingelegt werden, in der man kontrollieren kann, ob es sich tatsächlich um einen Angriff handelt. In dieser Testphase entdeckt man eventuell, dass es für die Kritik auch andere Erklärungen geben kann, die durchaus konstruktiv sein können.

Vorwürfe treten dann auf, wenn man nicht offen über seine Wünsche und Vorschläge sprechen kann und es versteckt sich hinter der Kritik oft ein geheimer Wunsch.

Wird das Dahinterliegende erkannt, kann die Reaktion anders ausfallen als das Flucht- oder Angriff-Muster und die Vernunft kann wieder eingesetzt werden.

1. Bedanken („Danke...“ oder „Ok...“ ) für das Ansprechen der Beziehungsstörung (Dadurch kann man sich aus der Schusslinie nehmen und Zeit gewinnen)

2. Fragen, was den anderen konkret stört (Dadurch kommt man aus der eigenen Hilflosigkeit heraus und spielt dem Anderen den Ball zu)

3. Dem anderen helfen, den Wunsch zu formulieren (Dadurch signalisiert man Interesse an der Beziehung zum Anderen)

4. Entscheidung: Wunsch entsprechen oder Erklärung warum nicht (Dadurch kann man die eigene Ansicht /Meinung erklären und eventuell Verständnis erzielen)